Wanderfahrt auf der Lahn (08.06. – 11.06.2023)
Donnerstag, 08.06.23
Heute geht’s los: Meine erste Wanderfahrt. Mit Unterstützung von Gilberts Packliste gehe ich nochmal mein Gepäck durch. Klamotten habe ich sowieso zu viel und an Sonnencreme wird es mir definitiv auch nicht fehlen. Also: Kappe auf und los geht’s. Am Bootshaus angekommen, ist die Crew schon dabei, den Hänger anzuschließen. Pünktlich um 08:00 Uhr startet unsere zehnköpfige Mannschaft (plus Hund) mit unseren beiden Booten Richtung Wetzlar. Angekommen in Wetzlar heißt es erstmal: Alles auspacken, Boote zusammenschrauben und nicht vergessen: eincremen! Bereits jetzt zeigt sich die Sonne in ihrer vollen Pracht: Es werden vier sonnige, warme (sehr warme) Tage – so viel steht fest.
Über eine Art Steinrampe gehen wir aufs Wasser. Die kleine Hündin Stella sitzt mit an Bord und macht eine vorbildliche Figur. Wir Ruderer genießen die wunderschöne Landschaft, die sich durch ein durchgehend mit Bäumen gesäumtes Flussufer auszeichnet.
Wir sind nicht die einzigen, die den Feiertag für eine Tour in der malerischen Landschaft der Lahn nutzen: Von Stand-Up Paddler über Schlauchboote bis hin zu Kanus ist alles vertreten, was der Wassersport so zu bieten hat. Bald passieren wir die erste Schleuse der Wanderfahrt. Für mich die erste überhaupt, aber solange man dem Steuermann aufmerksam zuhört, geht nichts schief ;-).
Anschließend können wir am Flussufer entlang das Kloster Altenberg und das Schloss Braunfels bestaunen. Das Mittagessen müssen wir uns verdienen, da wir in Stromschnellen wenden und zum Anlegen gegen die Strömung rudern müssen. An einem kleinen Beachclub gibt es das dann das verdiente Mittagessen. Nach der Stärkung geht’s weiter in Richtung Weilburg, unserem Ziel des heutigen Tages. Auf dem Weg dorthin passieren wir mehrere Schleusen und die Selters-Quelle.
Tapfer halte ich durch und bin stolz als wir nach 26,8 Kilometer Gesamtstrecke in Weilburg beim dortigen Ruderverein anlegen. Wir gönnen uns erstmal ein Eis und fahren mit den Begleitfahrzeugen in unser Hotel in Limburg, wo wir die nächsten drei Nächte bleiben werden. In der wunderschönen Innenstadt von Limburg scheint jedes Restaurant ausgebucht zu sein, aber bei einem Italiener auf dem Marktplatz werden extra neue Tische und Stühle für uns aufgebaut J. Hier lassen wir es uns gut gehen und lassen den Abend ausklingen.
Freitag, 09.06.23:
Am Freitag startet nach reichhaltigem Frühstück unsere zweite Etappe, mit knapp 37km auch unsere längste. Gleich zu Beginn fahren wir durch einen 200 Meter langen, dunklen Kanaltunnel, der in eine Schleuse führt. Nach mehreren Schleusen, einigen Stromschnellen und Flachwasserstellen erreichen wir zum Mittag Aumenau. Am Nachmittag nutze ich jede noch so kleine Pause aus, um meinen Sonnenschutz und meinen Hirschtalgfilm aufzufrischen (es kündigen sich die ersten Blasen an meinen Händen an). Vorbei am Naturpark Hoch-Taunus, Schloss Dehrn und an der Lubentius Kirche steuern wir zielsicher auf Limburg zu. Unser Abendessen nehmen wir heute in einem urigen Wirtshaus mit gutbürgerlichen deutschen Küche ein. Als Nachtisch gibt es auf dem Weg zum Hotel ein Eis.
Samstag, 10.06.23:
Heute ist es soweit: Ich werde das erste Mal das Boot steuern. Die Theorie ist eigentlich ganz einfach: Auf dem Steuersitz Platz nehmen, Steuerleine spannen (Achtung: Nicht Steuerleine hinter die Füße!) und dann die Richtung ziehen, in die man möchte. Klingt machbar! In der Praxis wird das Vorgehen durch die Ansagen von backbord und steuerbord zwar komplexer, aber ich fühle mich nach kurzer Eingewöhnungszeit sehr wohl beim Steuern und die Ruderpause kommt mir und meinem Sonnenbrand sehr gelegen ;-). Die Fahrt an sich ist heute sehr angenehm, da wir fast alleine auf dem Wasser sind und der Fluss sehr breit und ruhig ist. In Balduinstein legen wir an und essen Flammkuchen, nachdem wir die Burg Balduinstein als Fotospot ausgenutzt haben. Nachmittags legen wir einen kleinen Halt zum Eisessen ein. Hierfür müssen wir ohne Steg anlegen, wobei meine Wasserschuhe zum Einsatz kommen. Es ist viel Matsch im Spiel, aber der Ausstieg rentiert sich, da das Eis in der Eismanufaktur wirklich super lecker schmeckt. Da rudert sich die restliche kurze Strecke zu unserem heutigen Ziel Obernhof gleich umso leichter. Und weil’s so gut war, holen wir uns in Obernhof direkt nochmal ein Eis, während wir auf dem Zug nach Limburg nach warten.
Heute Abend gehen wir Limburg in einer Bar essen. Die Wartezeit auf einen Tisch ist leider lang und die Auswahl an Gerichten nicht so groß, dafür ist das Essen umso besser. Was für die Männer unter uns natürlich gar nicht geht: Es gibt kein Bier! Deswegen verschwinden die Männer auf dem Heimweg für das wohlverdiente „Feierabendbier“ plötzlich in einer Kneipe.
Sonntag, 11.06.23:
Am Sonntag ist leider schon der letzte Tag unserer Wanderfahrt und es heißt auschecken. Mit den Autos holen wir erst den Anhänger für die Boote ab und fahren anschließend nach Obernhof, wo wir an der 110 Kilometermarke für unsere letzte Etappe nach Lahnstein ablegen. Zuerst läuft alles nach Plan: Vormittags steuere ich das Boot nach Bad Ems. Auf dem Weg dorthin passieren wir das Kloster Arnstein und das schöne Schloss Nassau. Bad Ems empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und einer ganz tollen Uferpromenade, an der wir bei einem Italiener Mittag essen. Nachmittags haben wir einige Schleusen ohne Selbstbedienung vor uns. Die Lahn ist wieder sehr gut befahren, vor allem viele Motorboote teilen mit uns die Schleusen. In der vorletzten Schleuse unserer Fahrt kommt es leider zur Kollision mit einer größeren Yacht. Eines unserer Boote steht während des Schleusenvorgangs neben der Yacht. Beim Verlassen der Schleuse drückt die Yacht unser Boot gegen die Schleusenwand. Dabei werden Ausleger und Skull beschädigt. Leider setzt die Yacht ihre Fahrt ohne Interesse an unserem Schaden fort. Wir müssen also außerplanmäßig einen Stopp einlegen. Auf dem Platz mit dem beschädigten Ausleger kann nicht weiter gerudert werden. Die Yacht wird zum Glück an der nächsten Schleuse aufgehalten. Gilbert und Georg steigen schon früher aus und fahren mit der Bahn nach Obernhof zurück, um von dort unsere Autos und den Anhänger für die Boote zu holen. Wir rudern die restlichen 10 Kilometer nach Lahnstein. Bevor wir in Lahnstein anlegen, rudern wir noch bis zur Mündung der Lahn in den Rhein und nutzen das Schloss Stolzenfels als Fotospot. Damit endet unsere Wanderfahrt nach insgesamt 124,5 Kilometer zurückgelegter Strecke. Nachdem wir unsere Boote verladen haben, fahren wir zurück nach Großauheim. Dort putzen wir die Boote gründlich und verstauen alles wieder dort, wo es im Bootshaus hingehört.
Und so schnell geht sie vorbei, meine erste Wanderfahrt. Es war für mich eine tolle Erfahrung und ich bin immer noch stolz auf mich, dass ich es die vier Tage durchgehalten habe. Vier zentrale Dinge habe mitgenommen:
- Auch wenn es anfangs schwer ist: dein Körper kann das
- Backbord ist rot
- Hirschtalg rettet deine Hände
- Eins darf bei einer Wanderfahrt nicht fehlen: Eis J
N. Lunitz
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